Gedanken-Dungeon
Dieser Tag… Wie ich ihn in Worte fassen soll, weiß ich für den Moment zwar noch nicht, dennoch würde ich den Versuch gerne unternehmen. Ohne einen zu starken Bezug zu einem meiner neusten Veröffentlichungen nehmen zu können, muss ich dennoch an dieses Anknüpfen. Hier versuche ich möglichst greifbar zu schreiben, damit es nicht zu etwaigen Irritationen kommt.
Die Welt ist für mich seit geraumer Zeit nicht mehr dieselbe. Ich schrieb bereits darüber. Doch neben einer mittlerweile gesunden Selbstzufriedenheit stellen sich immer mehr Veränderungen in meiner Wahrnehmung ein. Die Welt, die ich kenne, steht auf einer Säule, welche für mich nicht mehr greifbar scheint. Blickweise, Gedanken und Momente verändern sich zunehmend und was früher in einem dichten Nebel der Ignoranz lag, liegt nun vor mir. Nicht etwas in einer übertriebenen Flut von Licht, umzingelt von den farbenfrohsten Nachtfaltern – Vielmehr in einer erhellenden Klarheit, der ich mich nur allzu gerne hingebe. Ob dies nun Anwendung auf das nun folgende Thema findet, bleibt für den Moment abzuwarten.
Heute durfte ich einen dieser Tage erleben, in denen Überraschungen an jeder Ecke warten. Ein spontanes Treffen (wobei spontan hier bedeutet, dass es eine kurzfristige Verabredung war) hat stattgefunden. Anfänglich hatte ich die Befürchtung, dass ich mich wieder alten Einwänden hingebe, wie etwa das Arbeitsaufkommen der vorangeschrittenen Woche, jedoch wollte ich dieses Mal unbedingt vermeiden, dass etwa dieses Denken Einfluss auf meine aktiven Entscheidungen nimmt. Schlussendlich und entgegen dem anfänglichen Hadern, habe ich nicht abgesagt, auch wenn auf der anderen Seite Verständnis vorhanden gewesen wäre.
Nein, der Tag heute fand statt, mit all seinen kleinen und wirren Wendungen. Vorab sei jedoch gesagt, dass ich diesen Tag erwähnenswert finde, weil er mir beweist, dass jede Fassade nur so stark ist, wie die Erkenntnis, verstanden zu werden.
Es gibt in meinem Leben eine Vielzahl von Menschen, die einen passiven sowie aktiven Einfluss auf mich genommen haben. In den meisten Fällen jedoch war der Einfluss derart negativ, dass die Auswirkungen direkt auf meinen Charakter übersprungen sind. Viele dieser Ereignisse werde ich wohl kaum niederschreiben, weil sie einfach einen Teil meiner Persönlichkeit bilden, den ich gerne „unerklärt“ lassen möchte. Die Menge der Menschen aufzählen, die mein Leben in einer derart positiven Manier beeinflusst haben, wie es dieser Mensch bisher tat, kann ich ohne Grüße Bemühungen an wenigen Fingern einer Hand abzählen. Vielleicht war dies auch der Grund, warum ich gerne, ohne fremdbestimmten Einfluss, Zeit mit diesem Menschen verbringen wollte. Immerhin gab es gemeinsame Ziele und den Wunsch gedämpfter, sozialer Interaktion. Gerne würde ich die Details des Tages so unkonkret wie möglich halten, um eventuelle Herleitungen ebenfalls zu vermeiden. Gesagt seien jedoch die folgenden Worte, wohl dem Wissen, dass sie alles sagen, was für den weiteren Verlauf dieses Beitrags erforderlich ist.
Die Interaktionen des Abends waren die ehrlichsten und aufrichtigsten, die ich seit Jahren erleben durfte. Gespräche, die hinter jede Fassade blicken ließen, ohne dass alles auf dem Tisch lag. Erkenntnisse, die einem ein unwirkliches Verständnis erlaubt haben und das Gegenüber in einem Licht erscheinen lassen, welches man zuvor zwar erahnen, jedoch mit keinem Sinn erspüren konnte. Und auch bei aller Oberflächlichkeit, verspüre ich eine tiefe Dankbarkeit.
Das Gefühl, welches sich bei mir einstellt, wenn ich mit Menschen spreche zeugt nicht nur von Ermüdung, sondern auch von schreiendem Desinteresse. Die meisten Menschen meines Umfeldes sind bedacht auf Profilierung durch Hab, Gut oder Leid. Jedes gesprochene Wort wird auf eine Seite der Waagschale gelegt und mit allem befüllt, dass die eigene Seite schwerer wiegen lässt. Es geht dabei nicht um Tiefgang, sondern um Demonstration der eigenen „Schwere“. Meistens versuche ich mich solchen Situationen zu entziehen, wohl dem Wissen, dass ich keine netten Worte ohne Beschwichtigungen mehr finde. Das Leben anderer Menschen ist für mich, in den bedauerlicherweise meisten Fällen, nichts weiter als eine Verschwendung von Potential, infolgedessen auch meiner Zeit. In der Vergangenheit habe ich mir gerne und oft angehört, was das Problem der Menschen war. Schlussendlich war jedoch schnell klar, dass es oft keines Gab, sondern nur Leid / Geltung im Vordergrund stand. Sicherlich einer der Gründe, warum ich Oberflächlichkeiten priorisiere und auch niemanden mehr in der Form an mich herangelassen habe, wie ich es vielleicht gerne gewollt hätte. Eine daraus resultierende Wahrheit? Ich bin zwar offen, was meine Person angeht, doch distanziert genug, um nicht zu viel Platz zu bieten, unter die Oberfläche zu schwimmen. Bisher gibt es eine Person, die all diese abyssischen Untiefen kennt und hätte man mich gestern gefragt, so wäre es auch bei dieser einen Person geblieben. Würde ich an Definitionen wie „Beste Freunde“ glauben, wäre es wohl eben jener, der diese Untiefen kennt. Nicht, weil wir eine Wellenlänge teilen, die eine solche Offenbarung begünstigen würde, sondern weil er viele dieser Phasen und Szenarien meines Lebens mitbekommen hat, in denen man kaum tiefer hätte stehen können… Doch heute? Heute war ich, beinahe bedingungslos bereit jemanden so tief in mich blicken zu lassen, wie ich es in der Form nicht für möglich gehalten hätte. Nicht aus einer willkürlichen Intention heraus, sondern weil mir eine Erkenntnis kam. Vertrauen mag ein Grundstein sein, der für beinahe jedes Fundament essenziell ist. Man kann es nicht erwerben, nicht leihen und auch nicht basteln. Es ist ein Investment, welches auf einem undefinierten Gefühl basiert. Es ist ein Faktor einer Gleichung, voller X, Y, Z, ², ³ und anderer, mir auf Grund meiner fehlenden Begabung für Mathematik, Informationen. Die Basis ist simpel – Wir entscheiden es einfach. Die Grundlage bildet eine Erhebung von Erkenntnissen, die wir uns einbilden messbar gemacht zu haben. Der vorangehenden Erklärung folgend, habe ich für Vertrauen in der Vergangenheit nicht viel übriggehabt. Sicherlich spielt auch hier mit ein, dass ich es nicht anders gewohnt war eine falsche Gleichung aufzustellen, bei der bereits der Lösungsweg Furore ausgelöst hat. Das Ergebnis konnte also nie einen positiven Wert erreichen. So gingen, leider, viele Jahre ins Land, um nicht Jahrzehnte zu sagen, in denen ich mich mit diesem Umstand einfach arrangiert habe. Sicherlich vielen durch mich in der Vergangenheit Vertrauensbekundungen, doch diese sind stark auf die Themenauswahl beschränkt gewesen, die ich als angemessen erachtet habe. Nie jedoch in dem Umfang, den ich vorher nicht kalkuliert habe.
Heute habe ich eine Offenheit erlebt, die mir bis dato nicht nur fremd war, sondern auch als Mysterium galt. Eine eben solche, die unerwartet und, so ich es zumindest deuten konnte, aufrichtig war. Es gab keinen Zwang, keine Bedrängnis, keine Manipulation, die dazu geführt hat, dass man sich geöffnet hat. Lediglich die Bereitschaft, der Moment… Und irgendwie kam es dazu, dass ich hier den Großteil meiner Fassade habe fallen lassen und mich dazu entschied, diesem Menschen mein Vertrauen zu schenken. Irgendwie hatte (und habe) ich das Gefühl, dass dieser Tag nicht nur Verständnis für meine gegenüberstehende Person hat entstehen lassen, sondern dass, so kitschig sich das auch in der Gesamtheit des Textes anhören mag, sondern irgendwo zwei Seelen in den letzten Winkeln ihrer Existenz, der jeweils anderen eine Hand gereicht haben. Sie zu ergreifen? Nein, es war keine aktive Entscheidung.
Randnotiz: Der nun folgende Text soll keineswegs arrogant o.ä. klingen, jedoch finde ich ihn wichtig. Menschen lassen mich, oft erschreckend schnell, Teil ihrer Struktur werden. Sie er zählen (meist ungefragt) und bereitwillig, was ihren Lebensweg begleitet hat. Meistens höre ich mir, wenn es Menschen sind, für die ich eine Sympathie empfinde, an was gesagt wurde und gebe stelle dann Fragen. Eher in der Hoffnung, dass mein Gegenüber die Theatralik seiner Aussagen erkennt oder selbst auf die Antwort kommt. In den meisten Fällen vergesse ich in Ermangelung an aufrichtigem Interesse jedoch, was genau ihr Problem war und mache einfach weiter. Ich kann nicht unbedingt sagen, dass ich mich oft und ernsthaft mit ihnen auseinandergesetzt habe. In den meisten Fällen habe ich hierzu auch nie eine Notwendigkeit gesehen. Und um ehrlich zu sein, sehe ich es meistens auch heute nicht, wenn der Schwall an Information ein derart hohes Niveau angenommen hat, dass man es nur als „Druckbetankung“ abtun kann.
Eine ungewohnte Situation für mich, an dieser Stelle? Ich kenne diesen Menschen seit ein paar Jahren. In dieser Zeit habe ich, immer wieder vereinzelt, Puzzlestücke mitbekommen. Wenn es diesem Menschen nicht gut ging, zog er sich immer und immer wieder zurück. Irgendwann war er dann wieder da und es war alles wie vorher. Bis zu dieser Stelle für mich ein „normaler“ Kontakt.
Was ich jedoch sagen muss, ist, dass dieser Mensch einen derart (passiv) aktiven Einfluss und meine Entwicklung genommen hat, das sich kaum in einem Beitrag beschreiben kann, was ich gelernt habe, ohne dass es mich gelehrt wurde. Ich habe von diesem Menschen immer die offensten Worte bekommen, wenn es um etwas ging, an dem ich gearbeitet habe. Während mir eine Gruppe von Menschen schöne und offensichtlich der Sympathie entstandenen Bestätigungen hat, zuteilwerden lassen, gab dieser Mensch mir einen Impuls, der mich hat über das Ergebnis nachdenken lassen, ohne zu sagen, dass etwas nicht gelungen sei. Ja, dieser Mensch hat es immer wieder geschafft, dass ich mich selbst hinterfrage, ohne dass diese Person es (zumindest meines Wissens) bei mir je tat. Mit Sicherheit kann ich nun sagen, dass dieser Mensch meine Persönlichkeit nicht gefordert, aber gefördert hat, ohne dass auch nur der Hauch von Erwartung hinter all dem steckte. Zudem erfahre ich in den entscheidenden Momenten eine Bestärkung /Unterstützung, die über vieles hinausgeht, was ich jemals erwarten dürfte. Und dieser Mensch erkennt es nur durch die Art wie ich ein Wort ausspreche, wie es mir geht. Nicht die Fassade, die manchmal notwendig ist und zur Schau gestellt wird, sondern alles dahinter. -> Ich könnte sicherlich noch viel mehr schreiben als das Bisherige. Jedoch denke ich, dass klar sein sollte, dass mir dieser Mensch in den Jahren wichtig und teuer geworden ist. Genau aus diesem Grund war es mir immer so wichtig diesem Menschen zu zeigen, dass ich für ihn da bin, wohl dem Wissen, dass ich vermeintlich nie erfahren würde, was diese Person antreibt, bewegt, verletzt oder beschäftigt. Mit Ausnahme der Puzzlestückchen…
… doch heute wurde mir erlaubt, nicht nur Dutzend Teile aus einem 1.000 Teile Puzzle zu sehen, sondern ich durfte den Rahmen kennenlernen, um welchen die gesamte Persönlichkeit dieser Person ragt. Sicherlich habe ich nicht auch nur die Hälfte aller Teile sehen können, jedoch habe ich das Gefühl, dass das Vertrauen dieser Person sich dem Moment und vielleicht einer ähnlichen Erkenntnis, der meinen gleich, ergeben hat. Ich bin der festen Überzeugung, dass wir alle verschiedenen Level haben, in die wir Menschen kommen lassen. Während wir die meisten im Tutorial stehen lassen, schaffen es einige auf Level 1. Level 2 bildet eine besondere Herausforderung, die gemeistert werden muss. Und so weiter… Umso weiter wir Menschen kommen lassen, desto näher sie sich dem Ende. Dem Finale. Dem großen Endboss. Doch, wenn wir ehrlich sind, lassen wir die meisten bereits im Tutorial scheitern – Zumindest geht es mir so. So entschied ich heute jedoch, dass ich ein Level öffne, dass vorher (wie oben bereits beschrieben) nur eine Person in meinem Leben erreicht hat. Ein Level, welches ich bisher nicht einmal Partner*innen eröffnet habe.
In den meisten Fällen würde ich mich meiner Paranoia und etwaigen Fluchtplänen hingeben, jedoch habe ich heute (und auch jetzt, Stunden nach dem Treffen) für mich beschlossen, dass ich für diese Erfahrung dankbar bin, dass ich mich diesem Umstand dankbar sehe und dass ich ebenso Dankbarkeit verspüre, dafür, dass sich strahlendes Licht durch graue Fassaden bricht.
Schlussendlich kann und möchte ich mit diesem gesamten Beitrag nur folgendes sagen: Das Maß an Dankbarkeit welches ich für den heutigen Tag, die Gespräche, die Offenbarungen und alles damit Verbundene verspüre, lässt sich nur (zumindest für mich!) schwer in Worte fassen, wobei ich erstaunlicherweise extrem viele für diesen Beitrag gefunden habe. Ich bin dankbar für das Schweigen, die Albereien, die Offenbarungen und die Erkenntnisse. Dankbar für die Einblicke, dankbar für das Vertrauen und die Zeit…
… Für den Moment soll dies aber nun genug sein. Die Zeit wird weitere Worte ans Licht tragen.