HAIL TO THE KING

Du kannst mich natürlich preisen, als wäre ich der Monarch deines Herzens, jedoch soll dieser Beitrag nichts dergleichen suggerieren. Gleichwohl möchte ich heute den roten Teppich ausrollen. Dich einladen, auf ihm zu schreiten, als wärst du etwas ganz besonderes. Dich das Gewitter aus digitalen Blitzen genießen lassen. Doch nicht, um dich auf ein Podest zu stellen, sondern das ganze Fundament deines Denkens vielleicht zu erschüttern. Es niederzubrennen, einzureißen und dann, mit etwas Glück, es wieder mit dir aufbauen. Vielleicht wird dieser Beitrag provokant. Vielleicht auch nur ödend langweilig. Wir werden es herausfinden, denn ich habe keine Ahnung, wohin diese Reise uns führen wird.

Die meisten Menschen denen ich mittlerweile begegnen darf wirken, als wären Psychedelika das Müsli des homo deus. Wahrnehmungen sind so diffus in den Regenbogenbrücken der Gesellschaft verankert, dass viele kaum zwischen Realität und selbst gesponnenen Irrsinn unterscheiden können. Realität, mein Freund, ist das Pflaster, welches sich viele nicht abreißen, aus Angst vor einem aufkommenden Schmerz. Belanglos und kurz, im Vergleich zur Gesamtheit der Dinge, jedoch im eigenen Bewusstsein real genug, um Furcht zu verspüren.

Jedoch dramatisiere ich schon wieder und das bereits im zweiten Absatz. Machen wir also eine Bestandsaufnahme und blicken uns in unserem Umfeld um. Keine Sorge, nicht nur deine Augen sind jetzt gefragt, sondern auch die Erdnussmasse hinter deinen Augen.

Eine weitere, für mich ermüdende Tatsache ist, dass die Kleider der Gesellschaft weiß sein müssen. Nein, nicht weiß. Golden! Prunkvoll Neon. Unsinn! Sie müssen STRAHLEN. Die Handvoll Menschen in meinem Leben, die mit einer dreckigen Jacke und aufgerissen, zerschlissenen Jeans durch ihre Existenz schreiten nehme ich aus den nachfolgenden Gleichungen gänzlich raus.

Randnotiz: Wenn ich sage, dass die Menschen mit dreckigen Jacken und zerschlissenen Jeans durch die Existenz gehen, dann meine ich damit nachfolgendes. Diese eben angesprochenen Menschen in meinen Leben sind solche, die sich um die Aufmerksamkeit und Anerkennung der Gesellschaft nicht scheren. Wobei durchaus die ein oder andere Person dabei wäre, welche eben genau diese verdient hätte. Wissen, Weitsicht, Empathie, Lebenserfahrung und das Bewusstsein für die eigene Persönlichkeit! Das sind, zumindest für mich, Eigenschaften die ich zutiefst anziehend und bemerkenswert finde. Menschen, die etwas in der Gesellschaft verändern könnten, jedoch so stark resignieren, dass sie für sich im reinen mit dem Wissen sind, dass die Menschheit einfach ein dummer Haufen Erdnussschalen ist. Weiter im Text!

Wir müssen dieser Tage besonders auffällig sein. Unsere Wünsche und Ziele sind gleichermaßen Ambitioniert, wie auch realitätsfremd. Der Anspruch etwas auf die Beine zu stellen, aufzubauen, sich eine Existenz zu sichern geht zu großen Teilen (wobei meine Tendenz hierbei dazu geht zu sagen, in den meisten Fällen) auf Kosten anderer Menschen. Und hierbei spielt die reale Form absolut keine Rolle. Bettelnd, mitleiderregend… Vielleicht auch einfach nur provozierend oder sexy – Irgendeine Seele wird von irgendeinem Zustand immer angesprochen. Warum auch nicht? Ein weiterer, nicht unerheblicher Teil unserer Gesellschaft ertrinkt nahezu im Selbstmitleid. Bitte versteh mich an dieser Stelle nicht falsch. Ich habe durchaus Mitgefühl und empfinde es auch, jedoch nur für Geschichten und Hintergründe, die dem Gefühl angemessen sind. Zu oft habe ich schon fingiertes Leid gesehen. Erdacht und kreierte um die Gunst (gut, das Geld!) anderer Menschen zu erhalten. Egal in welcher Form. Spiele, Essen, Habseligkeiten und Konsumgüter. Nicht, dass diese Personen, welche diese Aufmerksamkeit bekommen es sich nicht leisten könnten, doch warum das eigene Geld aufwenden, wenn man damit gänzlich andere Dinge tun kann? Ihr versteht diesen Her-/Gedankengang vermutlich, ohne das es weiterer Konkretisierungen bedarf.

Machen wir uns nichts vor. Es gibt genug Dinge, die einem temporäre Freude bereiten können. Dabei schließe ich eine Kategorisierung aktuell aus. Dinge, die wir, wenn wir materialistisch veranlagt sind haben wollen. Ich erspare mir an dieser Stelle Selbsteinordnungen, denn ich gehe davon aus, dass du HUNGER gelesen haben wirst. Die Realität unserer Kaufkraft, also unserer finanziellen Möglichkeiten sieht zumeist jedoch verkniffener aus, als der erste Stuhlgang nach dem Konsum von Kohletabletten, während man auf einem Festival ist, weil man sich nicht auf die Dixie setzen will. Das Leben im Rahmen, den wir im übrigen selbst zusammensetzen, fällt den meisten schwer.

Gut, um fair zu sein und nicht nur auf den Konsumwunsch zu gehen: Ja, es gibt auch noch ein anderes, mir einfallendes Szenario! Du bist einfach eine Rampensau und stehst gerne im Mittelpunkt. An dieser Stelle möchte ich, mal wieder, in aller Klarheit festhalten, dass RAMPENSAU und IM MITTELPUNKT STEHEN WOLLEN zwei paar Schuhe sind. Das eine Paar steht, mit leichten Gebrauchsspuren im Schuhschrank. Das andere jedoch ist zerschlissen, abgerockt, voller Dreck, Schlamm und Kotze. Beides an sich keine schlimmen Eigenschaften. Auch in Kombination absolut erträglich, wenn es in Dosen konsumiert wird. Die Komponente die wir nun einfließen lassen? Damit es auch einen möglich plakativen Effekt erzielt? Mangelnder bzw. inexistenter Selbstwert!

Randnotiz: Du wirst es nicht wissen, weil Du mich nicht kennst. Vielleicht ja aber doch, aber ich verurteile keineswegs den Umstand, wenn jemand sich seiner eigenen selbst nicht bewusst ist. Keineswegs! Jedoch spielt in der Kontextbildung dieser Punkt eine nicht unerhebliche Rolle!

Diese, wenngleich auch nur zum Teil relevanten Elemente, sind eine gefährliche Kombination, wenn es ein Publikum gibt. Um nicht schon wieder eine Randnotiz einzubinden sei gesagt, dass es auch hier wieder einen (JA, einen von vielen) Faktor gibt, der diesen ganzen dramatisch anmutenden Mist noch unterstützt. Die FALSCHE Aufmerksamkeit. Menschen sind im wesentlichen fast immer in einer Sache nicht grundlegend schlecht. Der eine kann mit den Nasenflügeln wackeln, der andere mit den Ohren schlackern, wieder ein anderer kann die Luft widernatürlich anmutend lange anhalten und wiederum andere können singen, tanzen, mit Zahlen jonglieren oder sind emphatisch bis ins Mark. Entscheidend ist die Förderung dieser Eigenschaft/en, sobald man sie erkennt. Es ist eine nicht zu bedauernde, aber reale Tatsache, dass wir uns in vielen Fällen auf eben das konzentrieren, was wir eben nicht können. Auslöser hierfür ist nicht selten, dass uns jemand „mut zugesprochen hat“. So wird aus einem Tafelkratzenden Gesang ein „Oh, wie schön! Mach was draus!“. Auch an dieser Stelle sei gesagt, dass grundsätzlich jeder Mensch dazu im Stande ist zu singen, sofern er seine „Stimme“ und Tonlage findet, die ihm eigen ist. Wenn es jedoch so simpel und einfach wäre, würde ich es ja als Beispiel nicht anführen. Nun geschieht es heutzutage, dass man die Aufmerksamkeit genießt. Man hat ein (Ja, EIN Kompliment reicht oft aus) Ohr gefunden, welches einem Zuspruch zuteil werden lässt. In den meisten Fällen vollends ausreichend. Nun kommt das Internet, die dazugehörige, in welche Richtung auch immer ausgeprägte Aufmerksamkeit und in vielen Fällen wird man ein Meme. Wer nicht weiß, was ein Meme ist, sollte eventuell einen neuen Tab öffnen und Google bemühen.

Wäre es doch nur ein Einzelfall, dann wäre der Erdbeerkäse gewiss nicht mehr relevant und wir könnten uns das „HALT, STOPP!“ an dieser Stelle sparen. Es ist vollkommen egal, wie die Aufmerksamkeit aussieht, die wir bekommen. Wir haben sie. Sie ist da. Wir sind JEMAND in einer Welt, in der es uns egal ist, was wir sind. Wir haben, für einen zerbrechlichen Zeitraum eine Krone auf. HAIL TO THE KING… Oder? Eine mich traurig stimmende Überschattung setzt an dieser Stelle und bei diesen Gedanken jedes Mal aufs neue ein. Talente, die eben genau solche sind zerfallen und werden nicht weiter verfolgt. Grade in Zeiten von KI. Musik und Kunst? Abgelöst durch kostenlose Seiten. Hier erreiche ich sicherlich keinen Freispruch für mich selbst, denn ich bin selbst einer dieser verkorksten KI Nutzer. Die Bilder die in den Beiträgen sind? Erstellt mit Adobe Express. Selbst Sona habe ich schon das eine ums andere Mal bemüht für eine selbstzufriedene Spielerei. Ich verstehe den Reiz dieser Nutzung, doch darum soll es grade nicht gehen. Die Uhr steht auf Digital! Das steht mittlerweile außer Frage. Wissen ist belanglos, denn alles, was wir wissen müssen bekommen wir durch diesen kleinen Supercomputer namens Handy und Siri (oder hey Google, je nach Präferenz).

Die Traurige Wahrheit ist also, dass wir nichts mehr wertschätzen können, weil es mittlerweile alles automatisiert ist. Man muss sich keine Gedanken mehr machen, alles kann schnell, unkompliziert und unbedacht geteilt werden. Ein vermeintlich psychisch gestörter Mensch, der Falschparker anzeigt polarisiert im Internet. Ihm wurde eine Narrenkrone aufgesetzt, ein fehlerhafter Kontext generiert und er ist (bzw. war für ein paar Wochen) der König des Internets. Doch, der König ist tot – lang lebe der König. Die Krone wandert mehr, als so mancher Handwerker auf seiner Wanderschaft. Was nun aber in dieser Zeit untergeht? Abgesehen von dem Menschen, der es sich am Ende nicht ausgesucht hat und zur Zielscheibe des Netzes wurde, weil es irgendein sensationsgeiler Journalist toll fand, unbedacht und unreflektiert diesen Beitrag zu bringen? Menschen mit echten Talenten. Mit echten Werten und mit echten Eigenschaften, von der so mancher gesellschaftlicher Dunstkreis profitieren könnte.

Klar, der Spaß und die Faszination für eine Sache sollten IMMER IM VORDERGRUND stehen. Ich verurteile ja auch keine Menschen, die etwas machen, was sie nicht können. Wäre dem so, würde ich aus dem Schreiben nicht mehr rauskommen. Doch in dem bis hierhin generierten Kontext sollte klar geworden sein, dass es um viel mehr geht, als nur dies.

Das Narrenzepter und die Krone wandern durch die Zeiten. Menschen mit der Hand am Herz und dem Ohr am leben vergehen in den Schatten. Wer am lautesten schreit der wird erhört. Resigniert und wimmernd sind jede, die unter diesem Stimmenmehr kein Gehör finden.

Durch die eigene Brille betrachtet habe ich bspw. eine Person in meinem Leben, die einen so passiv aktiven Einfluss auf ihr Umfeld (wie auch auf mich), dass dort so viel Potential ist, etwas zu verändern. Mitnichten die gesamte Welt, so realistisch bin ich und sollten wir alle sein, jedoch einen nicht unerheblichen Teil. So viel Wissen, Aufmerksamkeit und Begeisterung für den letzten Unsinn und doch resigniert und reserviert, weil einfach die Kraft und die Motivation fehlt. Wie sollte man diese in dieser Zeit auch aufbauen? Wir sind Fremde Seelen in einer Zeit, in der es keine Rolle spielt, was Wert hat. Die meisten gesellschaftlichen Interaktionen basieren auf dem Prinzip von Vorteil / Nutzen und echte Gespräche sind nur eine Ansammlung von Sondermüll durch einen einstmals wunderschönen und klaren Fluss treibend. Zwischenmenschliche Demokratie basiert auf dem sexuellen Interesse der Masse für vortragende Personen und Logik ist nur eine Bremsscheibe auf dem Weg zum eigenen Ziel. Wie kann es sein, dass wir an all dem kein Interesse mehr zeigen? Dass wir Talent weniger schätzen, als eine 20 Sekunden Lachnummer? Dass wir die Intelligenz des einzelnen verweigern, weil die Dummheit der Masse uns mehr entspricht. Denken ist doch kein Privileg und nichts, was man nur als erlesener Mensch hat.

Wir haben alle eigene Ziele, Gedanken, Wünsche und Ambitionen – Doch wann haben wir angefangen die eigene Geringschätzung zu feiern?

Meine Agenda ist klar. Ich will Menschen in meinem Umfeld, die mich kritisieren, mir offen sagen, wenn sie der Meinung sind, dass ich etwas nicht weiter verfolgen sollte. Ich will Menschen in meinem Leben, die mich jeden Tag aufs neue mit ihren Meinungen herausfordern. Die mich vielleicht sogar meine eigenen Gedanken hinterfragen lassen ohne mich mit einem Holzhammer bearbeiten zu wollen. Menschen, die sich verändern wollen und die mehr im Leben sehen als nur den Handydisplay. Die mit mir gemeinsam unterm Nachthimmel liegen oder am Feuer sitzen und für die nicht Priorität hat, dass das Bild gut aussieht von dem hier geschehenden Moment. Und vor allem wünsche ich mir Momente, denen wir ihren Platz einräumen sich zu entwickeln. In denen wir uns keine Gedanken machen über das Morgen, dass „WHAT IF“ Szenario durchspielen und dann nichts von dem machen, was uns bewegt.

Schlussendlich wünsche ich mir vielleicht auch nur die Einfachheit der Selbstverständlichkeiten des Lebens zurück. Am Feuer sitzen, reden, diskutieren, lachen, weinen, fühlen was man fühlt, nichts hinterfragen, man selbst zu sein und den Moment passieren zu lassen. Nichts hinterfragen, keine Gedanken und nur die Magie des Moments leben.

Alte Gedanken, eines nicht mehr jungen Mannes, mit einem Hauch von melancholischem Vermissen, beim Schreiben des letzten Absatzes.

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