Ein Weg – Ein Gehen
Hallo, mein kleiner, schwarzer Schmetterling, der sich dieser Tage als Geist des Mondes und Kind der Nebel entpuppt. Du suchst diese Kammer stets dann auf, wenn ich durch die Pforten schreite, nicht wahr? Ist es Zufall oder eine bewusste Entscheidung? Oder ein Hauch von beidem?
Ich habe dieser Tage wieder einmal viel auf diesen Seiten geschrieben – Weil es notwendig ist und es war. Weil ich hier Gedanken auf Seiten bringen kann, die ich sonst im Lärm des Tages nicht auszusprechen vermag. So sollen auch diese Worte, aus meinen Gedanken, ihren Weg zu Dir finden. Zu Dir, der Du nicht weißt, wer hinter der Maske und der Feder steckt.
Ich würde gerne sagen, dass Nähe mir ein Geschenk ist, welches ich nur zu gerne annehme. Doch bedenke ich die Vergangenheit, gestehe ich mir ungern ein, dass es nicht das war, was mich angetrieben hat. Nähe, ehrliche und aufrichtige Nähe? Kenne ich sie? Ich habe früh gelernt, dass das, was ich Liebe nenne für die meisten nur eine rationale Abwägung ist. Wenn ich mich auf Menschen eingelassen habe, dann meist, weil ich ihre von Ruß bedeckte Seele erkannt habe. Ihre Einsamkeit und ihre Trauer gespürt habe – Hinter einen Schleier blicken konnte. Ich wollte ihre Wunden heilen. Ich kenne den Schmerz, die Pein, die Einsamkeit versteckt hinter einem Lächeln. Doch so wie ich dieses Gefühl für mich hasse, verabscheue ich es, wenn es Andere erfahren müssen. Also ließ ich mich auf Menschen ein, für die es am Anfang keine Liebe war, sondern der aufrichtige Wunsch, dass sie erneut strahlen und auch ihren Funken wieder entdecken.
Ja, ich weiß. Du wirst diese Worte vermutlich nun mit einem, verständlichen Maß an Abscheu lesen, doch so war es. Eine jede Person, die ihren Lebensweg mit mir geteilt hat, ist heute glücklicher, angekommen. Keine Sorge, dieser Tage verurteile ich mich selbst dafür. Und vielleicht bilde ich es mir ein, doch in vielem steckt auch wissen.
Meine Flucht begann immer da, wo Glück begann. Dieses aufkeimen von Sicherheit. Doch war mein „Auftrag“ dann vorbei? Ging ich deswegen? Nein – Vermutlich reicht die Antwort tiefer als jede Wurzel es könnte. Ich sah mich einfach an einem Punkt, an dem ich nicht mehr mitgehen könnte. Ich wollte heilen, den Menschen zeigen, dass sie gesehen werden würden – Doch was hätte ich noch zu bieten, wenn all diese Grenzen überwunden waren? Wenn die Menschen sich wieder, klar und strahlend, sehen könnten? War ich es dann noch Wert? Ich bin ein Sündenfresser – Ein Träger von Lasten und Leiden – Doch niemand, den jemals jemand so gesehen hat, wie er war. Das war auch nie mein Anspruch und wenn ich ehrlich bin, wollte ich auch nie gesehen werden. Ich wollte nicht mein Leid, meine Verletzlichkeit und mein Selbst teilen, an dem ich so oft scheitere.
Das, was meine Seele, mein Herz und meine Natur ausmachen galt es immer hinter einer weiteren, wohl polierten Maske zu verstecken. Ich war zwar nicht glücklich, aber durchaus zufrieden. Ich konnte immerhin noch in den Schatten leben. Warum sollte ich es wert sein, in der Sonne zu wandern? Antrainierte Gedanken… Konditionierte Gedanken.
Ja, am Ende wurden und sind meine Gedanken. Vielleicht sind sie es noch. Ich schenke meine Energie Anderen. Das habe ich schon immer. Meinem Beruf, der auch wieder anderen etwas brachte. Ich wollte die Lebensumstände der Menschen, die ich mag, verbessern. Ihnen einen Weg aufzeigen, der sie vielleicht etwas… sicherer werden lässt. Ihnen eine gewisse Sicherheit gibt. In all meinen Jahren standen Andere für mich stets im Fokus meines Handelns. Die Male, in denen ich entzerrt war, mit mir selber nicht mehr zu agieren und zu verbinden wusste, waren dann die, in denen Kritik geäußert wurde. Momente, in denen mir gesagt wurde, dass ich etwas falsch machen würde. Nicht genug sei, wie ich bin… Entladungen zerrten an mir, wie die Grauen in den Nebeln, die man nicht greifen kann… Gegen die man sich nicht wehren kann. Doch ich passte mich wieder an, wurde wieder das, was sie brauchten und wurde etwas… härter. Immerhin… Vielleicht brauchten sie mich noch.
Wer war ich also? Wer bin ich? Ich habe keine Idee davon, wer ich mal war. Nur eine blinde Ahnung, welche die letzte Woche zu mir zurückkehrt… Doch eben nur als das… Eine Ahnung. Doch, will ich diese Ahnung? Will ich das Bewusstsein zurückerlangen, wer ich gewesen hätte sein können, würde ich anderen Pfaden folgen? Und was würde mein Preis sein? Welchen Preis hätte ich zu zahlen? Wäre ich bereit ihn zu zahlen, wo ich mein Leben der Heilung Anderer geschenkt habe?
Nein – Ich habe jeden erdenklichen Preis auf meinem Lebensweg gezahlt. Jeder sagte mir immer, dass all das für irgendetwas gut sei. Und sehe ich mich heute hier stehen, diese Worte schreiben… Erkenne ich, dass sie alle gelogen haben. Ich bin leer. Voller Ideen, Kreativität… Doch leer. Und müde… Sehr müde.
Ich bin zufrieden, es geht mir gut – Man muss sich bei mir um nichts sorgen. Das sind aufrichtige Worte. Trotz alle dem – Wo liegt mein Kern? Warum liegt es meiner Natur immer zu geben und dann zu gehen… Und würde ich nehmen, Kritik zu erfahren? Ich wollte immer nur, dass es Anderen gut geht. Mich an niemandem bereichern. Niemanden suggerieren, dass mein Kontakt an eine Bedingung geknüpft ist… Und dennoch hat die ein oder andere Seele diese Idee, diese Wahrnehmung entwickelt. Ich war in meinem Leben vieles. Grausam, rachsüchtig, egoistisch, engstirnig… Aber niemals wollte ich mich an dem Gut, an den Gedanken, an der Energie Anderer bereichern… Doch dies sind lange ausgesprochene Worte, die noch immer ihren Nachhall mit sich tragen.
Wer ich bin? Ich. Was ich bin? Ich. Warum ich bin? Weil das Leben mir nichts anderes geschenkt hat als das. Diesen Willen, diesen Wunsch, dass es anderen gut geht. Doch, ich bin müde. Ich habe, zurzeit, keine Energie mehr. Keinen Gedanken und keinen Wunsch mehr. Sicherlich ein der Zeit geschuldetes Denken. In einer Woche… 20 Jahre… Vielleicht macht dies auch einiges aus? Doch nein – Es ist nur eine Zeit der Schwäche, eine Zeit der… Zerbrechlichkeit, die ich so sehr hasse.
Ich gebe, weil ich es will. Ich sehe, was andere nicht sehen. Ich verliere, weil es so sein muss. Und auch, wenn mein Denken seit einer Woche wächst, habe ich umso mehr Angst, vor allem dem, was ich nicht sehe. Einen alten Kern, sich öffnend voller Angst, was passiert, wenn ich es zulasse – Und wohl dem Wissen, dass keine Offenbarung etwas an dem ändert, was nicht sein soll.
Du, mein kleiner schwarzer Schmetterling wirst diese Gedanken nun lesen. Dir vielleicht ein neues Bild zu mir formen. Und ich verstehe es… Doch dies sind Worte, die ich niemals aussprechen würde, selbst wenn ich es könnte. Meine Existenz mag einsam und befremdlich sein – Doch es ist das, was das Leben aus mir gemacht hat und was ich daraus gemacht habe.
Ich habe meinen Frieden damit gemacht, Seelenweiser, Seelenheiler, Wegbereiter und Geliebter der Schatten zu sein. Am Rand des Platzes, fernab des Lebens und fort, wenn es die Zeit war. Ich weiß, dass ich Menschen helfen konnte, aus den eigenen Mündern – Doch ich weiß auch, welchen Preis ich dafür gezahlt habe. Mich muss niemand verstehen, niemand sehen und auch niemand heilen – Denn am Ende würde ich dieses Heil nicht wollen, mich ihm nicht ergeben können.
Gute Nacht
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